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Eisenzeit Emmental - Oberaargau

Grabhügel von Langenthal

Die Grabhügel von Unterhard bei Langenthal gehören zu den bedeutenden Bestattungsplätzen der älteren Eisenzeit im Schweizer Mittelland. Jüngere römische und frühmittelalterliche Gräber belegen, dass dieser Platz über einen Zeitraum von knapp 1500 Jahren benutzt wurde.

Vorgehen

Keltische Nekropolen

In der Eisenzeit wurden die Verstorbenen auf Friedhöfen ausserhalb der Siedlungen in den Totenstädten, den sogenannten Nekropolen beerdigt. Die Bestattungsarten waren die Erd- und die Feuerbestattung respektive die Kremation. Bei Letzterer wurde der Leichnam auf einen Holzstapel gelegt und verbrannt. Die Knochenreste, die in der Asche zurückblieben, wurden sorgfältig eingesammelt und in Urnen gefüllt. Grabbeigaben sind üblich, glaubte man doch an ein Weiterleben nach dem Tod. Frauen wurden in ihrer Tracht – den zeittypischen Gewändern – und mit ihrem Schmuck, Männer mit Waffen und auch mit Schmuckstücken beerdigt. Für die Reise ins Jenseits wurde den Toten auch Nahrung in Gefässen mitgegeben.

Grabhügel von Langenthal

Die Grabhügel im Unterhardwald waren schon im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ziel der Archäologen. Als das Gebiet 1943 gerodet und der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt wurde, waren innerhalb weniger Jahre nur noch drei von ursprünglich mindestens 14 Grabhügeln im Gelände zu erkennen. Diese wurden 1953 vom Regierungsrat des Kantons Bern unter Schutz gestellt.

Der Neubau der SBB-Strecke Mattstetten–Rothrist führte in den Jahren 1998 bis 2000 zu umfangreichen archäologischen Untersuchungen in der Grabhügelgruppe. Dabei wurden zwei der eisenzeitlichen Hügel vollständig ausgegraben. In der Fläche dazwischen konnten 123 Bestattungen untersucht werden.

Die Skelette waren bereits fast vollständig vergangen. In den Korrosionsschichten der Metallfunde haben sich aber viele Reste von Leder und Textilien erhalten, die Rückschlüsse auf die Tracht der Bestatteten zulassen.

Die 21 ältesten Gräber datieren in die ältere Eisenzeit (Hallstattzeit, 800–450 v. Chr.). Typische Grabbeigaben sind Keramikgefässe, Bronzeschmuck und Perlen aus Glas, Bernstein und einem magnetischen Material.

Von neun römischen Gräbern lassen sich vier Brandbestattungen dem 2./3. Jahrhundert und fünf Körpergräber der spätantiken Zeit (4./5. Jahrhundert) zuweisen. Die Gräber werden über Vergleiche der Gefässbeigaben aus Keramik und Glas datiert.

93 Bestattungen wurden im Frühmittelalter (6./7. Jahrhundert) als Reihengräber angelegt. Die Untersuchung der Grabbeigaben, vorwiegend Schmuck in den Frauengräbern und Waffen und Gürtel bei den Männern, erbrachte spannende Erkenntnisse zur Herstellungstechnologie und Tragweise einzelner Objekte.

Bezug heute – früher

Friedhöfe: Friedhöfe, die letzten Ruhestätten von Verstorbenen, finden sich auf der ganzen Welt. Meist liegen sie in besonders hergerichteten und eingefriedeten Arealen direkt bei Kirchen, Tempeln, Moscheen und Synagogen, jedoch meist abgesondert von den dazugehörenden Siedlungen. Heutige Stadtfriedhöfe sind in grossen, parkähnlichen Anlagen eingerichtet.

Schülerinnen und Schüler kennen Friedhöfe von eigenen Besuchen oder gar von Beerdigungen. Dies bietet gute Gelegenheit, sich mit ihrem Wissen darüber auseinanderzusetzen, um später den Transfer zur Nekropole herzustellen und über ihre Verwendung in keltischer und späterer Zeit zu sprechen.

Vorgängig könnte man einen Friedhof in der Umgebung besuchen und dabei Merkmale festhalten, wie heutige Gräber angelegt und welche besonderen Formen dabei auch zur Erinnerung an die Verstorbenen gepflegt werden. So beispielsweise die Gestaltung von Grabsteinen, Inschriften und häufig auch der hinzugefügten, besonderen Beilagen, gerade bei neu angelegten Erwachsenengräbern und denjenigen von Kindern.

Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Kulturkreisen und Religionen können über Riten und Gebräuche aus ihren Familien und Gesellschaften berichten. Ist dies nicht der Fall, so können für Lernende spezielle Aufträge erteilt werden, selbständige Recherchen durchzuführen und diese in der Klasse vorzustellen.

Mögliche Fragestellungen:

  • Wie werden Verstorbene in verschiedenen Kulturen und Religionen bestattet? (etwa christlich, muslimisch, jüdisch, buddhistisch, hinduistisch)
  • Welche speziellen Rituale werden durchgeführt?
  • Warum gehören Beerdigungen und die zugehörigen Rituale zu den wichtigsten Ereignissen in der Gesellschaft?

Philosophische Fragen:

Die Thematik bietet weiter Anlass, sich mit Schülerinnen und Schülern in lebenskundliche Themen zu vertiefen:

  • Welche Vorstellungen über den Tod und ein allfälliges «ewiges Leben» sind in den verschiedenen Kulturen bekannt?
  • Was denken Schülerinnen und Schüler selber über das Sterben, den Tod?
  • Welche Bedeutung haben Gräber und Friedhöfe für die Schülerinnen und Schüler?

Themen, die vorgängig behandelt werden können

Damit Schülerinnen und Schüler die zu besuchende Fundstelle ergiebiger erkunden, erschliessen und auch begreifen können, ist es sinnvoll, vorgängig folgende Themen im Unterricht zu beleuchten. Es ist aber auch ein Besuch ohne umfassende Vorbereitung im Klassenzimmer möglich!

  • Was wissen wir über die keltische Gesellschaft, wie war diese strukturiert (Hierarchie)?
  • Wo gab es keltische Siedlungen im Berner/Schweizer Mittelland?
  • Wie sahen keltischer Schmuck, Gurtschnallen, Waffen, Keramik aus?

Weiterführende Informationen

Im Bernischen Historischen Museum befindet sich eine reichhaltige Dauerausstellung zur keltischen Epoche.

Das Museum Laténium in Neuenburg beleuchtet in seiner Dauerausstellung und während spezifischer Sonderausstellungen die Zeit der Kelten sehr umfassend.

Fragen und Vermutungen

Wo befinden wir uns? Wie ist der Ort in der Landschaft eingebettet?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Bevor ihr mit dem Erkunden beginnt, schaut zusammen auf der Landkarte nach, wo ihr euch befindet: Vielleicht gibt es dort eine Bezeichnung oder einen Namen? Notiert ihn!
  2. Betrachtet das Flugbild und sucht darauf die Hügel.
  3. Sucht den geeignetsten Standort, von wo aus ihr einen möglichst guten Überblick zu den Hügeln habt und betrachtet diese! Hier könnt ihr passende Fotos aufnehmen.

Fragen und Vermutungen

Was ist da zu sehen? Was nehmen wir hier Besonderes wahr? Welche Spuren sind im Gelände erkennbar? Sind besondere Zusammenhänge feststellbar?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Betrachtet die Hügel von verschiedenen Seiten.
  2. Erkennt ihr Grössenunterschiede?
  3. Erstellt eine Skizze der Hügel sowie einen Plan (Situationsplan).
  4. Umschreitet die Hügel und zählt eure Schritte. Diese Zahl könnt ihr auf den Plan notieren. Messt euren Schritt mit dem Metermass. Berechnet den Umfang der Hügel. Auch dieses Resultat könnt ihr auf dem Plan festhalten.
  5. Schätzt die Höhe der verschiedenen Hügel, indem ihr eure Körpergrösse als «Massstab» verwendet. Notiert eure Schätzungen.

Fragen und Vermutungen

Welchem Zweck könnte die Anlage gedient haben? Wer hat sie gebaut? Welche Spezialisten (Handwerker) haben hier gewirkt? Woher stammen die Baumaterialien? Wie lange hat es wohl gedauert, bis die ganze Anlage erbaut/erstellt war? Wie alt könnte die Anlage ungefähr sein? Scheint alles gleich alt zu sein? Sind die Hügel ursprünglich mit Gras bewachsen gewesen? Warum haben die Hügel diese Kegelform?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Überlegt euch folgende Fragen für das anschliessende Klassengespräch: Wofür wurden diese Hügel wohl verwendet? Wer hat sie errichten lassen? Wer könnte den Auftrag dafür gegeben haben? Welche Spezialisten (Handwerker) brauchte es dazu? Woher wurden die Baumaterialien hergeholt? Wie lange hat es wohl gedauert, bis beispielsweise ein Hügel fertig aufgeschüttet war?
  2. Setzt euch jetzt mit den anderen Schülerinnen und Schülern zusammen. Legt eure Skizzen nebeneinander und vergleicht sie.
  3. Besprecht und begründet gemeinsam die in der Gruppe gestellten Fragen.
  4. Wie haben die Grabhügel nach ihrer Fertigstellung ausgesehen (Form, Oberfläche, Bepflanzung, Dekoration und so weiter)?

Fragen und Vermutungen

Wie kann die Anlage kulturgeografisch und zeitlich/geschichtlich verortet werden? Welche sozialen Bezüge sind mit dieser Anlage verbunden? Wie hat man sich die Anlage in ihrem Originalausbau vorzustellen?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Lest jetzt die alte, gelbe Informationstafel am Waldrand. Danach sucht ihr auf dem Zeitstrahl möglichst genau die Epoche, welche zu diesem archäologischen Fundort passt.
  2. Überlegt euch: Welche Menschen haben früher diesen besonderen Ort genutzt und immer wieder besucht?

Anregungen für ein Klassengespräch

Warum und wozu errichteten die Kelten solche Grabhügel?
Repräsentationsbau der verstorbenen Persönlichkeit aus der Elite der keltischen Gesellschaft; zum Schutz der gelegentlich darin enthaltenen, reichen Grabbeigaben.

Wer wurde wohl unter den Hügeln bestattet?
Eine oder mehrere Personen aus der keltischen Elite, gelegentlich Nachbestattungen an den Hügelrändern.

Warum gibt es nur vereinzelt und nicht für alle verstorbenen Kelten solche Grabhügel?
Nur hochrangige Personen wurden so aufwändig bestattet. Für einfachere Menschen wurden schlichte Erdgruben ausgehoben, um danach die Leichname oder Urnen darin beizusetzen.

Wie und mit welchen Mitteln wurden zuerst die Gräber angelegt, wie und womit danach die Hügel aufgeschüttet?
Der grösste Teil des Baumaterials, insbesondere Erde zur Aufschüttung der Grabhügel, dürfte aus der unmittelbaren Nähe stammen. Steine wurden eher wenig, aber dafür gezielt eingebaut. Zuerst wurden Grabgruben in den Boden eingetieft und die Grubenränder mit Steinen gesichert. Danach bettete man den Leichnam oder die Urne in die Grube und legte unterschiedlich reiche Grabbeigaben bei. Die Grabgruben wurden meist mit Holz überdacht. Jetzt erfolgte die Aufschüttung des Hügels mittels herangeschaffter Erde. Anzunehmen ist, dass die frischen Grabhügelkronen mit Holz- oder Steinstelen geschmückt wurden und so – weithin sichtbar – zu imposanten Memorialbauten wurden.

Wer hat diese aufwändigen Arbeiten durchgeführt?
Dies weiss man nicht. Anzunehmen ist, dass die körperlich schweren Arbeiten, insbesondere das herbeizuschaffende Schüttungsmaterial, von Männern, vielleicht Leibeigene oder auch Sklaven, aber auch von Frauen ausgeführt wurden. Mithilfe von Zugtieren, meist Ochsen, wurden die vielen, nötigen Karrenladungen herbeigeschafft. Die eigentliche Grabanlage wie die danach erfolgte, korrekte Aufschüttung muss von kundigen Spezialisten erfolgt sein.

Wie muss man sich die keltischen Bestattungsrituale vorstellen?
Die meisten Hinweise zu dieser Kulturepoche stammen von archäologischen Grabungen und deren Auswertungen. Schriftquellen sind praktisch keine vorhanden. Eine schwierig zu beantwortende Frage ist deshalb, welche Riten bei den Bestattungen durchgeführt wurden. Anzunehmen ist, dass keltische Priester, die Druiden, rituelle Handlungen vollzogen haben. Die Vorbereitungsarbeiten zur Grablegung muss man sich zeitaufwändig vorzustellen haben: Am einfachsten waren sicher die Erdbestattungen, die im Ablauf ähnlich der heutigen erfolgten. Aufwendiger und kostspieliger waren die Feuerbestattungen, denn dazu musste viel Brennholz beschafft und zu einem Stapel aufgerichtet werden, um danach den Leichnam zu verbrennen. Die Bestattung der hochrangigen Persönlichkeiten erfolgte wohl in mehreren Etappen: Zuerst wurde das eigentliche Grab vorbereitet. Danach erfolgte die Grablegung. Nach der Grabschliessung konnte der Grabhügel aufgeschüttet werden, was zeitlich mehrere Tage oder Wochen in Anspruch nahm.

Vertiefung im Schulzimmer

Poster: Schülerinnen und Schüler stellen in Gruppen Exkursionsposter zusammen. Es kann Zeichnungen, Pläne, Querschnitte der Grabhügel und Beschreibungen enthalten.

Exkursionsbericht: Schülerinnen und Schüler schreiben einen Bericht über ihre Erlebnisse und Erkenntnisse. Diesen können sie mit Skizzen ergänzen.

Vergleich Nekropolen: Auswahl von bekannten Nekropolen in der Kulturgeschichte zusammentragen:

  • Pyramiden in Ägypten, Totenkult der Ägypter
  • Römische Memorialbauten in Aventicum (Museum Avenches)
  • Römische Memorialbauten an der Via Appia, Rom
  • Präkolumbianische Pyramiden mit Elitegräbern

Friedhöfe der Neuzeit mit imposanten Grabanlagen:

  • Père Lachaise, Paris
  • Friedhof von Genua

Volumen und Umfang der Grabhügel berechnen: siehe Formeln unter Kegelberechnung und Umfangberechnung.

In der näheren Umgebung

Das Museum in Langenthal besitzt einige Artefakte der archäologischen Grabungen.

Mitnehmen

  • Zeitstrahl
  • Bleistift, Farbstifte, Radiergummi, Notizenpapier
  • Kartenausschnitt und Luftbild (ausgedruckt)
  • Fotoapparat oder Smartphone
  • Messbänder, Klappmeter

Bilder

Download

Anreise

Per Zug bis Langenthal. Zu Fuss vom Bahnhof (1) rund 25 Minuten Richtung Coop Verteilzentrale (2). Von dort führt eine Brücke (Grabhügel von dort sichtbar) über die Eisenbahngeleise. Auf der anderen Seite rechts halten (3). Die Grabhügel befinden sich links und rechts neben der Bahnstrecke im Feld (zum Fahrplan).

Alternativ kann in Langenthal auf den Regionalzug nach St. Urban umgestiegen werden: Haltestelle «Industrie Nord». Die Umsteigezeit vom Schnellzug auf diesen Regionalzug ist allerdings knapp bemessen.


CC-BY-SA
Konzept: ADB und PHBern
Didaktische Überlegungen, Text: Martin Furer und Pascal Piller, PHBern
Wissenschaftliche Inhalte, Korrektorat: Andrea Lanzicher und Christine Felber, ADB
Titelbild: Martin Furer

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