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Gallo-Römische Zeit Seeland

Route romaine d’Arch

Beim Bau der Nationalstrasse A5 legte der Archäologische Dienst des Kantons Bern 1991 in Arch einen 40 m langen Abschnitt der römischen Strassenverbindung zwischen Aventicum Helvetiorum / Avenches und Salodurum/Solothurn frei. Dieser römische Strassenabschnitt kann in einem Schutzbau zusammen mit einem Leugensteinfragment in Arch besichtigt werden. Ein rekonstruiertes Radpaar mit Achse bietet zudem die Ursache der Fahrrinnen auf dem Strassenbelag.

Vorgehen

Bezug heute – früher

Strassen

Strassen erschliessen heute praktisch die ganze Welt. Sie passen sich dem jeweiligen Gelände an, wobei sie eine gewisse Steigung nicht überschreiten.

Spätestens seit der Motorisierung des Strassenverkehrs werden immer aufwendigere und somit auch kostspieligere Strassen und Kunstbauten erstellt. Gerade bei Autobahnen ist dies besonders gut ersichtlich. Geschwindigkeit und Sicherheit prägen weiter das Design der Strassenführung.

Schülerinnen und Schüler kennen aus eigenen Erfahrungen die grosse Vielfalt von Strassenbauten. Dies bietet die Gelegenheit, mit ihrem Wissen über den Nutzen von Strassen, über Transport und Verkehr zu sprechen, und den Transfer zum Strassennetz und seiner Verwendung in römischer Zeit zu machen.

Vertiefend könnte man einen aktuellen Strassenbau in der Umgebung besuchen und dabei zusehen, welche vielfältigen Mittel eingesetzt werden.

Weiter ist es sinnvoll, die wichtigsten Römerstrassen und ihre Verbindungen im Gebiet des Schweizer Mittellandes zu betrachten und dabei den zu besuchenden Ort einzuordnen.

Strassenbau, Strassenbeläge und Strassenunterhalt im Laufe der Zeit

Strassen müssen vor allem witterungsbedingt immer wieder repariert werden. Heute sind es vor allem auch die Spurrinnen, welche durch das ständige Befahren schwerer Transportfahrzeuge verursacht werden. Diese müssen behoben werden, damit das sichere Befahren der Strassen garantiert werden kann. Die recht schmalen Eisenreifen der römischen Karren und Wagen hinterliessen auf den römischen Strassen ebenfalls Karrengeleise, welche von Zeit zu Zeit behoben werden mussten. Dabei wurde die Strasse mit einem neuen Kiesbelag ausgebessert. Ähnlich werden noch heute Naturstrassen und Wege unterhalten.

Wichtige und stark befahrene Römerstrassen wurden vor allem in Städten zusätzlich – ähnlich der heute vorhandenen Strassen in vielen Altstädten Italiens – mit Steinplatten belegt. Viele Strassen, insbesondere über Land, wiesen aber eine einfach gekieste Fahrbahn auf. In unserem Gebiet sind heute in Altstädten vor allem Steinpflästerungen vorhanden.

Heute werden meistens Asphalt, seltener auch Betonplatten als Strassenbeläge eingesetzt.

Leugenstein

Die Meilen- und Leugensteine sind die ältesten bei uns bekannten Wegweiser mit Distanzangaben. Die aus vielen Abkürzungen bestehenden Inschriften waren für die damaligen Benutzerinnen und Benutzer verständlich zu lesen.
Heute kennen wir moderne Abkürzungen auf unseren Verkehrsschildern: Kilometerangaben heissen km. Die enorme Vielfalt von heute könnte man mit der Einfachheit auf Leugensteinen vergleichen.

Sprache, Schrift und Zahlen heute und in römischer Zeit

Die römische Schrift bildet die Grundlage unserer heutigen. Die Inschrift auf dem Leugenstein bietet Anlass, sich mit der römischen Schrift und mit römischen Zahlen vertiefter auseinanderzusetzen.

Themen, die vorgängig behandelt werden können

Damit die Schülerinnen und Schüler die zu besuchende Fundstelle ergiebiger erkunden, erschliessen und auch begreifen können, ist es sinnvoll, vorgängig folgende Themen im Unterricht zu beleuchten:

Verkehrswege in der römischen Epoche

Strassenbau

Wo lagen die wichtigsten römischen Strassenverbindungen im Schweizer Mittelland?
Wie wurden die Römerstrassen erbaut?
Welche Baustoffe standen wohl zur Verfügung?
Wer erbaute die römischen Strassen?
Welche Spezialisten wurden dabei benötigt?
Welche verschiedenen Strassentypen gab es?

Nutzung

Wozu dienten die Strassen? Für wen wurden Strassen errichtet? Welche Fuhrwerke wurden in römischer Zeit benutzt? Wie und warum entstanden die Spurrillen in den Strassen? Was gab es für alternative Transportwege? (Wasserwege: für Warentransport enorm wichtig)

Transportgüter

Welche Waren wurden in der Römerzeit in unserem Land transportiert? Woher kamen und wohin gelangten sie?

Sprache und Schrift

Welche Sprache benutzten die Römer? Gibt es Verwandtschaften zu heutigen Sprachen? In welcher Schrift wurden Denkmäler wie etwa Weiheinschriften, Grabmäler, Altäre, Meilen-/Leugensteine und Münzen beschriftet?
Womit wurden Schriften in die Leugensteine gemeisselt?

Hilfreiche Lehrmittel

Römischer Strassenbau

Strassenbau im Römerlexikon
Römerstrasse in Wikipedia
Tabula Peutingeriana (mit Kurzfilm)
Römische Strassen in der Schweiz
Liste mit Römerstrassen


Sprache, Schrift, Zahlen

Latein im Römerlexikon
Steinschrift im Römerlexikon
Zahlen im Römerlexikon

Fragen und Vermutungen

Wo befinden wir uns? Wie ist der Ort in der Landschaft eingebettet? Was erkennen wir?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Bevor ihr mit dem Erkunden beginnt, schaut zusammen auf der Landkarte nach, wo ihr seid und sucht den Standort der Römerstrasse in Arch. Seht ihr einen Grund, wieso die Römerstrasse genau hier verlief?
  2. Betrachtet das Flugbild und sucht darauf euren Standort.

Fragen und Vermutungen

Was ist da zu sehen? Was nehmen wir hier Besonderes wahr? Welche originalen Spuren und Objekte sind im Schutzbau erkennbar? Sind besondere Zusammenhänge feststellbar?

Aufträge und Lernaktivitäten

Übersicht über den Schauraum mit dem konservierten, römischen Strassenabschnitt gewinnen

  1. Betrachtet den Schauraum mit dem Abschnitt der Römerstrasse.
  2. Zeichnet eine genaue Skizze der originalen Reste der Römerstrasse.
  3. Markiert die verschiedenen Beläge, die im Querschnitt erkennbar sind, auf euren Skizzen mehrfarbig. Beachtet den Aufbau der Strasse genau.
  4. Welche Funktion könnte die unterste (Grobkies-)Schicht gehabt haben?
  5. Wie dick sind die einzelnen, daraufliegenden Fahrbahnen? Welchen Querschnitt besitzen sie?
  6. Schaut euch die besonderen Rillen darauf genau an: Vergleicht diese mit den Wagenrädern. Was fällt euch auf?
  7. Überlegt euch, warum und wie diese Rillen im Strassenbelag entstanden sind.
  8. Vergleicht den originalen Strassenabschnitt mit der Rekonstruktionszeichnung und betrachtet darauf die Fuhrwerke.
  9. Schaut euch das Bruchstück der Säule in der Vitrine an und zeichnet es genau ab. Versucht auch, die Inschrift auf eure Zeichnung zu übertragen. Dazu hilft euch die Infotafel.
  10. Lest anschliessend die verschiedenen Informationstafeln in Ruhe durch und ergänzt eure Skizzen und Notizen.

Fragen und Vermutungen

Wer hat die Strasse gebaut? Welche Spezialisten (Handwerker) haben hier mitgewirkt? Woher stammten die Baumaterialien? Wie lange hat es wohl gedauert, bis ein Kilometer der Strasse erbaut war? Wie alt ist der römische Strassenabschnitt?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Überlegt euch folgende Fragen für das anschliessende Klassengespräch:
    • Wer könnte den Auftrag für diese Strasse gegeben haben?
    • Wer hat diese Strasse gebaut?
    • Welche Spezialisten (Handwerker) brauchte es dazu?
    • Woher wurden die Baumaterialien geholt?
    • Wie oft wurde diese Strasse repariert?
    • Warum ist diese Strasse wohl verschwunden?
    • Könnt ihr einen Vergleich zu heute ziehen, wenn ihr den Leugenstein betrachtet? Der Leugenstein diente als Distanzangabe.
    • Wie werden Zahlen bei den Römern wiedergegeben?
    • Wie werden Distanzen heute angegeben?
  2. Setzt euch jetzt mit den anderen Schülerinnen und Schülern zusammen. Legt eure Skizzen nebeneinander und vergleicht sie.
  3. Besprecht und begründet gemeinsam die in der Gruppe gestellten Fragen.

Fragen und Vermutungen

Wie kann der Strassenabschnitt kulturgeografisch und zeitlich/geschichtlich verortet werden? Welche sozialen Bezüge sind mit dieser Anlage verbunden?

Aufträge und Lernaktivitäten

  1. Sucht auf dem Zeitstrahl möglichst genau die Epoche, welche zu diesem archäologischen Fundort passt.
  2. Überlegt euch: Welche Menschen haben früher diese Strasse genutzt?
  3. Welche Waren haben sie dabei transportiert?
  4. Welche Fahrzeuge hat es damals gegeben?

Anregungen für ein Klassengespräch

Wer könnte den Auftrag für diese Strasse gegeben haben?
Auftraggeber war wohl der Statthalter der Helvetischen Koloniestadt Aventicum (Avenches).

Wer hat diese Strasse gebaut?
Die Bauarbeiten wurden teilweise von römischen Soldaten, aber auch von Sklavenarbeitern ausgeführt. Die ansässige Bevölkerung musste sicher auch Arbeiten in Frondienst leisten.

Welche Spezialisten (Handwerker) brauchte es dazu?
Dazu brauchte es Vermessungsingenieure, welche zuerst den Strassenverlauf im Gelände genau vermassen und absteckten. Weiter gab es für die Baustellen Bauführer, welche die Arbeiten kommandierten und überwachten. Für die Herstellung von Meilen-/Leugensteine brauchte es (schriftkundige) Steinmetze.

Woher wurden die Baumaterialien hergeholt?
Das Baumaterial für die Strassen wurde meist aus der Umgebung geholt. Die vielen Wagenladungen von Geröllsteinen für die Strassenkofferung und der Kies für die Fahrbahnabdeckung wurden mit Karren herbeigeschafft.

Wie oft wurde diese Strasse repariert?
Dieser Strassenabschnitt schein achtmal repariert worden zu sein.

Warum ist diese Strasse wohl verschwunden?
Mit dem Zerfall des Römischen Reiches und der Zerstörung/Verwüstung von Städten und Gutshöfen wurden viele Römerstrassen im Unterhalt vernachlässigt. Die römische Strassenführung wurde jedoch von neuzeitlichen Strassen oft exakt übernommen.

Könnt ihr einen Vergleich zu heute ziehen, wenn ihr den Leugenstein betrachtet?
Meilen-/Leugensteine sind die frühesten, genaueren Wegmarken und somit die Vorgänger aller späteren Wegweiser. Daneben hatten diese Steine auch eine «Propaganda»-Funktion: Es wurde klar ersichtlich, wer den Bau der Strasse in Auftrag gegeben hatte.

Vertiefung vor Ort

  • sich miteinander Gedanken über Transportwege «früher und heute» machen (Wasserwege nicht vergessen) und dabei die heutige Strassenführung in Arch mit der Lage der Römerstrasse vergleichen,
  • die heutigen Transportmittel mit denjenigen der Römerzeit vergleichen,
  • den Wandel bezüglich der Transportzeit überlegen,
  • sich Gedanken machen, wie Personen- und vor allem Gütertransporte in der Zukunft abgewickelt werden könnten.

Vertiefung im Schulzimmer

  • Poster: Die Schülerinnen und Schüler stellen in Gruppen Exkursionsposter zusammen. Dieses kann Zeichnungen, Pläne, Querschnitte der Strasse und Beschreibungen enthalten.
  • Exkursionsbericht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben einen Bericht über ihre Erlebnisse und Erkenntnisse. Diesen können sie mit Skizzen ergänzen.
  • Modell einer Römerstrasse: Die Schülerinnen und Schüler könnten in Gruppen im Werkunterricht ein Modell einer Römerstrasse mit Leugenstein und möglichen Fuhrwerken herstellen. Dazu eignet sich ein Sandkasten, in welchem die Strasse in ein Geländerelief eingebaut werden kann.

In der näheren Umgebung

Mitnehmen

  • Bleistift, Farbstifte, Radiergummi, Feldstecher, Notizpapier
  • Kartenausschnitt und Luftbild (ausgedruckt)
  • Fotoapparat oder Smartphone
  • Zeitstrahl

Bilder

Download

Anreise

Das Schaufenster mit der Römerstrasse befindet sich bei der Archer Bäckerei direkt an der Kreuzung der Aare- und der Römerstrasse (zum Fahrplan).


CC-BY-SA
Konzept: ADB und PHBern
Didaktische Überlegungen, Text: Martin Furer und Pascal Piller, PHBern
Wissenschaftliche Inhalte, Korrektorat: Andrea Lanzicher und Christine Felber, ADB
Titelbild: Ausschnitt aus dem Schaufenster bei Arch, CC-BY-SA Martin Furer

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